Das
Pirandello Ensemble beschäftigt sich unter der künstlerischen Leitung von
Markus Herlyn seit 2008 schwerpunktmäßig mit dem Werk Luigi Pirandellos
(1867-1936), hier im Besonderen mit der „Trilogie des Theaters auf dem
Theater“.
Zum Stück
Nach
„Sechs Personen suchen einen Autor“ stellt „Heute wird aus dem Stegreif
gespielt“ seit zwei Jahren den Hauptgegenstand der forschenden Theaterarbeit
und Inszenierungspraxis des Pirandello Ensembles dar.
Das
Stück behandelt in erster Linie einen Konflikt zwischen der Regie und den
Schauspielern. Der Regisseur vertritt die Meinung, dass er allein der Schöpfer
des szenischen Kunstwerkes auf der Bühne ist und er sich lediglich dazu der
Kunst der Schauspieler bedient, um die Rollen nach seiner Interpretation darstellen
zu lassen. Genauso bedient er sich des Textes des Autors als Material für seine
Inszenierung, die er allein als sein geistiges Eigentum betrachtet. Die
Schauspieler rebellieren gegen diese Theaterauffassung und wollen die zugewiesene
Rolle als „Instrumente“ der Regie nicht mehr akzeptieren. Ihnen schwebt ein völlig
anderer Entstehungsprozess der Inszenierung vor, an dem sie sowohl mit ihren
Ideen schöpferisch beteiligt sind, sowie mit ihrer persönlichen und realen Lebendigkeit.
Das Leben auf der Bühne entstehe durch die Arbeit der Schauspieler von selbst
und kann von gar niemandem kommandiert werden! So bringt einer der beteiligten
Schauspieler die revolutionäre Stimmung im Produktionsprozess auf den Punkt.
„Heute
wird aus dem Stegreif gespielt“ ist als konsequente Fortsetzung des in „Sechs
Personen suchen einen Autor“ eingeleiteten Themas zu verstehen. In „Sechs
Personen suchen einen Autor“ treffen zwei Welten in einer überraschenden
Begegnung aufeinander: ein Regisseur findet zur Probenzeit nicht nur seine
Schauspieler vor, sondern real gewordene Bühnenfiguren mit einem Eigenleben.
Pirandello will künstlerische Ideen als
„lebendige Wesen“ verstanden wissen. Damit setzt er Maßstäbe für die Umsetzung
von dramatischen Texten auf der Bühne und für die Schauspielerei
überhaupt: die Darsteller auf der Bühne,
die Schauspieler, müssen sich nach Pirandello mit der Idee, dem Wesen einer
Figur auseinandersetzen und die Begegnung mit der künstlerischen Idee suchen,
um zu einer lebendigen Darstellung zu gelangen. Die Regie wiederum sollte sich
in der Funktion eines Helfers der Schauspieler im schöpferischen Prozess der
Bühnenkunst verstehen.
Die Inszenierung
Der
Entstehung der Stücke im „Studio 13 Theaterinstitut“ liegen verschiedene Arbeitsschritte zu Grunde. Am Anfang steht immer
eine längere Forschungsphase mit Laboratorien. Dabei schlagen die SchauspielerInnen Szenenskizzen vor, die im
Dialog mit der künstlerischen Leitung weiterentwickelt werden.
In
Anlehnung an Pirandello kann man sagen: Wir laden die 'Ideen' zu uns ein, setzen
uns mit ihnen auseinander und fordern einige zum 'Bleiben' auf.
Sobald
genug Material erarbeitet worden ist, entwickelt die künstlerische Leitung auf
dieser Basis zusammen mit dem Ensemble ein Szenarium für die Inszenierung. In
der letzten Arbeitsphase, den Szenen-
und Inszenierungsproben übernehmen die Regie und die SchauspielerInnen wieder
ihre eher klassischen Funktionen: die SchauspielerInnen kümmern sich in erster
Linie um ihre Rollengestaltung sowie die szenische Umsetzung und die Regie um
die Inszenierung. Auf diese Weise entstehen Inszenierungen, die nicht nur den
schöpferischen Prozess einer Person (des Regisseurs) wiederspiegeln, sondern
die Ideenwelt eines ganzen Ensembles integrieren.
Wie
man bei Pirandello lernen kann, kommen die Ideen aber nicht nur, wenn man sie
ruft, sondern sie stehen zumeist plötzlich im Raum, ohne vorher anzuklopfen.
Daher entwickeln sich auch die Inszenierungen im Laufe der Aufführungspraxis
immer weiter. Inszenierungen werden hier nicht als irgendwann ‚fertig‘
verstanden, sondern als ‚lebendige Wesen‘.
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