Donnerstag, 5. Juli 2012

Was wir an künstlerischer Arbeit machen - 2

Pirandello Ensemble: "Sechs Personen suchen einen Autor"

Zum Stück
 
In „Sechs Personen suchen einen Autor“ von Luigi Pirandello (1867-1936) treffen zwei Welten in einer überraschenden Begegnung aufeinander: ein Regisseur findet zur Probenzeit nicht nur seine Schauspieler vor, sondern real gewordene Bühnenfiguren mit Eigenleben. Ihr Drama: ihre Geschichte wurde vom Autor nicht zu Ende aufgeschrieben.


In der folgenden Auseinandersetzung versuchen die Bühnenfiguren, den Regisseur von ihrer Daseinsberechtigung auf der Bühne und der hervorragenden Qualität ihrer Geschichte zu überzeugen. Dies stellt sich als schwierig heraus, denn die Theaterleute - Regisseur und Schauspieler - zweifeln nicht nur an der Existenz der Bühnenfiguren, sondern wollen vor allem an ihren gewohnten Arbeitsweisen festhalten. Es entfaltet sich ein zugleich verwirrendes und erhellendes Spiel um Schein und Sein, Wirklichkeit und Interpretation, Illusion und Phantasie auf der Bühne wie im Leben.


Der Hintergrund des Stückes ist die Erfahrung des Dramatikers Luigi Pirandello, dass sich die Figuren seiner Phantasie, kaum dass sie geboren sind, selbstständig machen und gewissermaßen ihr Drama selbst erfinden. Er will deshalb seine Bühnenfiguren bzw. künstlerischen Ideen als lebendige Wesen verstanden wissen. Damit setzt er zugleich Maßstäbe für die Umsetzung von dramatischen Texten auf der Bühne und für den Schauspielerberuf überhaupt:  die Darsteller auf der Bühne, die Schauspieler, müssen sich nach Pirandello viel intensiver mit der Idee, dem Wesen einer Figur auseinandersetzen, um zu einer lebendigen Darstellung zu gelangen. Es reicht nicht, der zu verkörpernden Rolle
die eigene Interpretation überzustülpen.


Die Inszenierung



Der Entstehung der Stücke im Studio 13 Theaterinstitut liegen in der Regel zwei Arbeits- schritte zu Grunde.
Am Anfang der Arbeit steht eine längere Forschungsphase mit mehreren Laboratorien. Dabei schlagen die  SchauspielerInnen immer wieder Szenenskizzen vor, die im Dialog mit der künstlerischen Leitung entweder weiterentwickelt oder verworfen werden.
In Anlehnung an Pirandello kann man sagen: Wir laden die Ideen zu uns ein, setzen uns mit ihnen auseinander und fordern einige zum Bleiben auf.
Sobald genug Material erarbeitet worden ist, entwickelt die künstlerische Leitung auf dieser Basis zusammen mit dem Ensemble ein Szenarium und übernimmt bei den Proben die Endregie.


Wie man bei Pirandello lernen kann, kommen die Ideen aber nicht nur, wenn man sie ruft, sondern sie stehen plötzlich im Raum, ohne vorher anzuklopfen. Daher entwickelt sich auch die Inszenierung stetig weiter, denn bei der Arbeit des Ensembles entsteht immer wieder neues Material, welches, wenn möglich, mit dem vorhandenen Szenenmaterial verknüpft wird.
                                         Pirandello Ensemble mit Material aus "Sechs Personen suchen einen Autor"
                                                           "Cosmonauti - International festival of open rehearsals" in Caprarola/Italien 2009
                                                                                                                                                    Foto: Alicja Ziolko

Das Schauspielteam für „Sechs Personen suchen einen Autor“ sind: Joanna Boumans, Martina Kock, Hato Nordeck, Stella Oppelland, Rainer Pabst und Reiner Ubbelohde

Künstlerische Leitung: Markus Herlyn

1 Kommentar:

  1. Das Thema Arbeit kommt doch meist sehr gut an. Ich liebe ein solches Theater!

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