Zum Stück
In „Sechs Personen suchen
einen Autor“ von Luigi Pirandello (1867-1936) treffen zwei Welten in einer
überraschenden Begegnung aufeinander: ein Regisseur findet zur Probenzeit nicht
nur seine Schauspieler vor, sondern real gewordene Bühnenfiguren mit Eigenleben.
Ihr Drama: ihre Geschichte wurde vom Autor nicht zu Ende aufgeschrieben.
In der folgenden
Auseinandersetzung versuchen die Bühnenfiguren, den Regisseur von ihrer
Daseinsberechtigung auf der Bühne und der hervorragenden Qualität ihrer
Geschichte zu überzeugen. Dies stellt sich als schwierig heraus, denn die
Theaterleute - Regisseur und Schauspieler - zweifeln nicht nur an der Existenz
der Bühnenfiguren, sondern wollen vor allem an ihren gewohnten Arbeitsweisen
festhalten. Es entfaltet sich ein zugleich verwirrendes und erhellendes Spiel
um Schein und Sein, Wirklichkeit und Interpretation, Illusion und Phantasie auf
der Bühne wie im Leben.
Der Hintergrund des Stückes
ist die Erfahrung des Dramatikers Luigi Pirandello, dass sich die Figuren
seiner Phantasie, kaum dass sie geboren sind, selbstständig machen und
gewissermaßen ihr Drama selbst erfinden. Er will deshalb seine Bühnenfiguren
bzw. künstlerischen Ideen als lebendige Wesen verstanden wissen. Damit setzt er
zugleich Maßstäbe für die Umsetzung von dramatischen Texten auf der Bühne und
für den Schauspielerberuf überhaupt: die
Darsteller auf der Bühne, die Schauspieler, müssen sich nach Pirandello viel
intensiver mit der Idee, dem Wesen einer Figur auseinandersetzen, um zu einer
lebendigen Darstellung zu gelangen. Es reicht nicht, der zu verkörpernden Rolle
die eigene Interpretation überzustülpen.
Die
Inszenierung
Der Entstehung der Stücke im
Studio 13 Theaterinstitut liegen in der Regel zwei Arbeits- schritte zu Grunde.
Am Anfang der Arbeit steht eine
längere Forschungsphase mit mehreren Laboratorien. Dabei schlagen
die SchauspielerInnen immer wieder
Szenenskizzen vor, die im Dialog mit der künstlerischen Leitung entweder weiterentwickelt oder verworfen werden.
In Anlehnung an Pirandello
kann man sagen: Wir laden die Ideen zu uns ein, setzen uns mit ihnen
auseinander und fordern einige zum Bleiben auf.
Sobald genug Material
erarbeitet worden ist, entwickelt die künstlerische Leitung auf dieser Basis
zusammen mit dem Ensemble ein Szenarium und übernimmt bei den Proben die
Endregie.
Wie man bei Pirandello
lernen kann, kommen die Ideen aber nicht nur, wenn man sie ruft, sondern sie
stehen plötzlich im Raum, ohne vorher anzuklopfen. Daher entwickelt sich auch
die Inszenierung stetig weiter, denn bei der Arbeit des Ensembles entsteht
immer wieder neues Material, welches, wenn möglich, mit dem vorhandenen Szenenmaterial
verknüpft wird.
Pirandello Ensemble mit Material aus "Sechs Personen suchen einen Autor" "Cosmonauti - International festival of open rehearsals" in Caprarola/Italien 2009
Foto: Alicja Ziolko
Das Schauspielteam für
„Sechs Personen suchen einen Autor“ sind: Joanna Boumans, Martina Kock, Hato
Nordeck, Stella Oppelland, Rainer Pabst und Reiner Ubbelohde
Künstlerische Leitung:
Markus Herlyn
Das Thema Arbeit kommt doch meist sehr gut an. Ich liebe ein solches Theater!
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